Emma Mehl hat mit fünf Studierenden über Mode, Stil und U-Bahn fahren gesprochen. Editorial Fotografien von Jasmina Hartmann.

Ein Text über Ausdrucksfreiheit.

Der Blick wandert hoch und runter. Aber es ist kein bewertender Blick, es ist ein erkennender Blick. I see you, I see what you did there. Na klar, wir alle ziehen uns für uns selbst an. Aber was du anhast, sagt etwas aus, ob du willst oder nicht. Ein Outfit ist eine Konversation. Du sagst, dass du schlecht geschlafen hast und deswegen nur der große Hoodie in Frage kommt. Du sagst, dass heute ein fairy princess Tag ist, und deswegen trägst du einen Rock, Glitzer und eine Schleife im Haar. Du sagst, dass du heute eine Hexe sein willst, ganz in schwarz und einem langen Rock. Und die Anderen hören dich. Weil sie dein Outfit sehen und was du heute von dir zeigst.

Tag für Tag entscheidest du dich, wie du dich der Außenwelt präsentieren willst. Eigentlich ziemlich intim, dein Innerstes nach außen gekehrt, an deinem Körper getragen. Irgendwie scheust du dich doch vor dem bewertenden Blick. Ein Blick, der nicht alle gleich trifft. Du forderst ihn heraus. Du willst stören, auffallen, alles sein, nur nicht langweilig. Das kann befreiend sein. Es kann dich unter Druck setzen. Oder es macht Spaß. Du willst, dass dich die Leute ansehen und etwas über dich erfahren, einen Eindruck von dir bekommen. Du bist kreativ, du bist cool, du bist cozy, du bist vielleicht auch fertig mit der Welt. Am Ende steht es dir frei anzuziehen, was du willst. Zumindest hier in Berlin, in der Bubble. Das ist ein Privileg. Du wirst eigentlich nie die weirdeste Person in der Bahn, am Institut, auf der Straße sein. Außer du willst es sein. 

Dieses Privileg kannst du nutzen, dich selbst kennenzulernen und etwas Neues an dir zu entdecken. Vorbei sind die Tage der strikten Fashion Rules, No-Gos gibt es schon lange nicht mehr. Du liebst aesthetics und cores. Du liebst es, jeden Tag etwas Neues auszuprobieren, um am Ende zu wissen, dass du im Zweifelsfall auch in der besten Schlafanzugshose in die Uni gehen kannst.

Fotografin: Jasmina Hartmann

Styling & Konzept: Emma Mehl

Assistentin: Linda Wagner

Models: Maliek Velvet Buz, Tommy Lehmpuhl, Jasmin, Zoya Mothupi-Sarges, Aiden John