Das Leben von Grace Kelly, Hollywood-Star und Prinzessin, faszinierte Millionen Menschen. Dennoch enttäuscht „Grace of Monaco”, Olivier Dahans Verfilmung dieses modernen Märchens. Von Angelina Eimannsberger
In diesem Jahr eröffnete Olivier Dahans „Grace of Monaco” die Filmfestspiele in Cannes. Der Film mit Nicole Kidman in der Hauptrolle war vor seiner Veröffentlichung von Skandalen umgeben: Der bedeutende amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein soll ihn zunächst so misslungen gefunden haben, dass er ihn nicht verleihen wollte. Die fürstliche Familie in Monaco sah die Darstellung der Ehe von Prinz Rainier und Fürstin Gracia Patricia – vormals Grace Kelly – als völlig unangemessen, und sagte ihren Besuch bei den Filmfestspielen ab.
Unnachvollziehbare Emotionen
Grace Kelly wurde in Hollywoods „Goldenem Zeitalter“ der 1950er Jahre berühmt. Das Interesse der Weltöffentlichkeit an ihrer Person nahm noch zu, als sie 1956 Fürst Rainier von Monaco heiratete. Eigentlich wunderbarer Stoff, um die inneren Konflikte darzustellen, die zwischen persönlichen Wünschen und äußeren Pflichten und Zwängen entstehen können.
„Grace of Monaco” versucht aber nicht, Grace Kellys aufregendes Leben als Ganzes zu erzählen, sondern thematisiert den Zeitraum von 1961 bis 1963. Zu dieser Zeit sorgen ein Filmangebot von Alfred Hitchcock und eine politische Krise für Konflikt in der fürstlichen Ehe: Grace würde gerne die Hauptrolle in Hitchcocks „Marnie“ annehmen. Rainier aber will nicht, dass sie als Prinzessin Filme dreht. Gleichzeitig bedroht ein politischer Konflikt mit Frankreich die Souveränität Monacos. Zwei so unterschiedliche Ebenen des Plots könnten für Spannung sorgen, doch Graces Selbstzweifel und Eheprobleme wirken selbstbezogen und völlig von der Wirklichkeit gelöst. Beide Krisen löst sie schließlich durch eine Charmeoffensive. Hierfür trainiert sie mit Hilfe eines Spezialisten für Fürstliches Gesichtsausdrücke, den Umgang mit dem Volk und nimmt bei ihm Geschichtsnachhilfe. Der Wandel von Schauspielerin zu Märchenprinzessin ist vollbracht.
Als die Erzählung beginnt, sind Rainier und Grace schon mehrere Jahre verheiratet. Die Emotionen aller Beteiligten sind aufgrund dieser verkürzten Einführung schwer nachvollziehbar. Welche Verbindungen die Eheleute außer der gemeinsamen Kinder wohl jemals hatten oder haben, wird nicht erkennbar. Es hilft nicht, dass die Verwirrung der Zuschauerinnen über das Innenleben und die Identitäten der Figuren dadurch gesteigert wird, dass die Nationalitäten, Akzente und Sprachen der Figuren und ihrer entsprechenden Darsteller nicht zusammen passen. Dies ist besonders verstörend, weil Herkunft und Identität im Film thematisiert werden und der Konflikt zwischen europäischem und amerikanischen Selbst- und Weltverständnis relevant für die Geschichte ist.
Die schlechte Konstruktion der Figuren erreicht ihren Höhepunkt mit der Rede Grace Kellys auf einer Gala des Roten Kreuzes am Ende des Films. Unter Tränen beschreibt sie ihr Leben als Märchen, in dem Liebe letztlich alle Probleme löst. Nicole Kidmans Gesicht bleibt zu sehr ihren alten Rollen verhaftet und ist zu wenig wandelbar und ausdrucksstark, um den Ansprüchen gerecht zu werden, die die sehr nahe Kameraführung an sie stellt.
Die Emotionen der Figuren werden im Verlaufe des Films nicht schlüssig. Am Ende bleibt daher wenig Verständnis für eine emotionale Krise und ihre Auflösung, die weder von der Erzählweise des Films noch von den schauspielerischen Fähigkeiten seiner Hauptdarstellerin überzeugend vermittelt wurde. Es fällt schwer, etwas anderes zu sehen, als Nicole Kidman, die daran scheitert, Fürstin Gracia Patricia zu verkörpern.