Keine Zeitverschwendung

Das Theaterduo Mondschweine beschäftigt sich im neuen Theaterstück mit dem Phänomen Zeit. Lukas Burger hat sich mal angesehen, ob man dafür einen Abend investieren sollte.

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Die Mondschweine haben die Zeit im Nacken. Foto: Jan Költsch

Zu den wichtigen Faktoren, die eine Theateraufführung auszeichnen, zählt die Unwiederholbarkeit derselben. Schauspieler und Publikum stellen sich einer Live-Situation und müssen die Bedingungen auf der Bühne so annehmen, wie sie sind. Am Abend der Erstaufführung des neuen Stückes „Sandglastreiben“ bedeutete das für die Theatergruppe „Die Mondschweine“ durchaus eine Extremsituation. Denn nachdem es den ganzen Tag weit über 30 Grad warm war, glich der Theatersaal nämlich einem subtropischen Biotop.

Doch obwohl die Schweißperlen auf der Haut der Darsteller wohl nicht Teil des Kostüms waren, passten sie gut ins Stück. Schließlich handelte es mehr als einmal von Personen, die gehetzt durchs Leben gehen. Denn das Regie-Duo „Die Mondschweine“ hat sich für ihr neues Stück eines der großen Themen des Lebens ausgesucht: Die Zeit.

„Die Mondschweine“ heißen eigentlich Anita Brokmeier und Isabelle Schulz. Seit 2014 wirken sie als Künstlerduo unter diesem einprägsamen Namen, den auch ihr erstes gemeinsames Stück trägt. Darin haben sich die beiden mit Lebensträumen beschäftigt. Beim neuen Stück wirken außerdem die Schauspieler Marcel Frank, Rebecca Hoffmann und Sophie Seja mit. Die Idee für das Stück kam den „Mondschweinen“, als in ihrem eigenen Leben das Thema Zeit immer mehr zum Problem wurde. „Zeit und der damit verbundene Druck sind etwas, das uns immer mehr zu schaffen gemacht hat und wir hatten das dringende Bedürfnis, uns mit dem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen, um es gemeinsam verarbeiten zu können“.

Rollenwechsel im Akkord

Resultat dieser künstlerischen Auseinandersetzung ist kein klassisches Drama, das in mehreren Akten einem Handlungsstrang folgt. Stattdessen wechseln sich viele kurze Episoden collagenartig ab. Das Thema Zeit ist der rote Faden, der die einzelnen Szenen verbindet. Die Stimmung der einzelnen Szenen schwankt zwischen satirisch überspitzt, etwa bei einer Darstellung von Speeddating, bei der immer schneller gesprochen wird, und tiefsinnig, wenn zum Beispiel ein junger Mensch seinen Freunden mitteilt, dass er nicht mehr lange leben wird. Den Großteil des Stücks treten beide Stimmungen gleichzeitig auf. Dabei bedienen sich die „Mondschweine“ allerhand Methoden des modernen Schauspiels: Männliche Rollen werden von Frauen gespielt und umgekehrt, manchmal laufen zwei Szenen parallel ab und natürlich gibt es Musik und Video-Einspieler. Beeindruckenderweise kommt es trotz der vielen Szenen und Rollenwechsel an diesem Abend nicht zu Versprechern oder Textausfällen. Die Schauspieler beeindrucken mit der Fähigkeit, im Akkord in immer neue Rollen zu schlüpfen.

Der Zuschauer soll selbst denken

Das entschädigt für ein paar schwächere Szenen, die sich mit ins Stück gemogelt haben. Die Persiflage hyperventilierender Teleshopping-Verkäufer hat man so oder so ähnlich schon häufiger gesehen. Generell liegt die große Stärke des Stückes weniger darin, neue Erkenntnisse zum Thema Zeit zu offenbaren, als vielmehr darin, dass es das Thema aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln behandelt, und so Zusammenhänge und Widersprüche aufdeckt. Dass die Moral von der Geschichte am Ende ausbleibt, ist indes von den „Mondschweinen“ gewollt: „Wir zeigen nicht mit dem Finger auf Fehler und sagen am Ende: Wenn ihr dieses oder jenes anders machen würdet, hättet ihr das Problem nicht“. Der Zuschauer soll selbst Schlüsse ziehen, wie man mit den gezeigten Problemen umgehen kann. Falls er darauf keine Lust hat, kann er sich auch einfach prima von diesem Stück unterhalten lassen, das trotz der großen Thematik immer leichtfüßig bleibt.

Das Stück wird am Samstag dem 9. Juli im Theater im Kino Süd aufgeführt.

Autor*in

FURIOS Redaktion

Unabhängiges studentisches Campusmagazin an der FU seit 2008

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