Liebesdramen, heteronormative Familien und privilegierte, weiße Menschen mit Problemen, die sich andere nur wünschen können. Natalie Loepke über drei Weihnachtsfilme, die man definitiv nicht gesehen haben muss.
Auch in diesem Jahr ist das Sortiment der Weihnachtsfilme auf Netflix wieder einmal ernüchternd: Familien- oder Liebesbeziehungen mit überschaubaren Konflikten, am Ende die große Versöhnung und bereits nach zwanzig Minuten das Wissen, wie der Film ausgehen wird. So wenig abwechslungsreich wie die Handlung sind meistens auch die Charaktere: wohlhabende weiße Familien und meist heterosexuelle Liebespaare, die vom kleinsten Konflikt bereits aus der Bahn geworfen werden. Das Weihnachtsfest ist in nur der Anlass, um ein gelungenes Happy End zu gestalten. Nach Realitätsnähe, Diversität oder gar Kapitalismuskritik sucht man vergeblich.
Schönheitsideale manifestieren mal anders
Der Titel Love Hard lässt bereits vermuten, um welche Art Film es sich handelt: Es ist eine romantische Komödie, in der es ausschließlich um heterosexuelle Beziehungen geht. Genauer gesagt um die Datingversuche der Protagonistin Natalie. Sie glaubt online ihren Traumpartner Josh gefunden zu haben und beschließt spontan über Weihnachten zu ihm zu fliegen. In der Realität sieht Josh allerdings anders aus als auf den Fotos: Er ist ein klassischer Nerd, weshalb sie plötzlich kein Interesse mehr an ihm hat. Etwas, das im Kontext dessen, dass er stereotypisch Asiatisch aussieht, fast schon als rassistisch gewertet werden kann. Sie beschließt stattdessen Tag, dem Typen von den Fotos, schöne Augen zu machen und verstellt sich für ihn. Natalie wendet also dieselben Methoden wie Catfish Josh an. Sie bemerkt dies schließlich, als sie sich am Ende – trotz seines Aussehens – doch noch in Josh verliebt und erkennt, was wahre Liebe bedeutet: Es geht um Persönlichkeit. Der Film kommt damit weder auf eine neue Erkenntnis, noch hinterfragt er bestehende Schönheitsideale und rassistische Vorurteile.
Vanessa Hudgens mal drei
Wenig neues präsentiert auch der dritte Teil der Reihe Prinzessinnentausch: Vanessa Hudgens spielt wieder drei sehr unterschiedliche Frauen, die jedoch bei näherer Betrachtung gar nicht so unterschiedlich sind, wie es der Film darstellen will. Alle drei Figuren sind entweder in einer heterosexuellen Beziehung oder auf der Suche nach einer. Die Handlung ist flach: Familientraditionen haben mit kleinen Höhen und Tiefen einen hohen Stellenwert, (Achtung: Spoiler) am Ende gibt es eine bedeutungsschwangere, sentimentale Versöhnung zwischen einer der von Hudgens verkörperten Frauen und deren Mutter. Auch alle anderen Handlungsstränge führen zu einem Happy End. Der Film ist genau das, was man für einen harmonischen Filmabend mit der konservativen Familie braucht, er hinterfragt weder Schönheitsideale noch die kapitalistische Idealisierung des Weihnachtsfests.
Reiche Leute und ihre Probleme
Wie gewohnt sind fast alle Figuren in A Castle for Christmas weiß und wohlhabend und Liebe gedeiht wie selbstverständlich zwischen einem Mann und einer Frau. Immerhin ist in diesem Film ein wenig Girlboss-Charakter durchaus vorhanden, denn die Protagonistin ist erfolgreiche Autorin mehrerer Romane. Ansonsten geht es um Familientraditionen, Liebe und Zusammenhalt: Die Protagonistin besucht ein Schloss in Schottland, in dem die Geschichte ihrer eigenen Familie verankert ist, um dieses zu kaufen. Der Besitzer des Schlosses gibt ihr bis Weihnachten Zeit, sich zu entscheiden und hofft, dass sie es dann nicht mehr kaufen will. Weihnachten ist in der Handlung einzig und allein ein Stichdatum und hat mit der ursprünglichen christlichen Bedeutung von Weihnachten – der Geburt Jesu – nicht viel zu tun. Im Christentum wurde laut der biblischen Erzählung Jesus in einem Stall geboren. Die Weihnachtsgeschichte ist von Armut geprägt. Beliebte US-amerikanische Weihnachtsfilme wie dieser sind von diesem ursprünglichen Verständnis für die Feierlichkeiten allerdings Lichtjahre entfernt.
Unterhaltung für nebenbei
Wenn man abends gern strickt und nebenbei einen Film laufen lassen möchte, bei dem man nicht allzu genau hinsehen muss, sind diese Filme zu empfehlen. Feel-good-Berieselung auf tiefstem Niveau, perfekt geeignet für Menschen, die in den konservativen Ansichten von vor 20 Jahren hängen geblieben sind oder sich bei einer Tasse Glühwein über diese lustig machen wollen.
Love Hard, Prinzessinnentausch 3 und A Castle for Christmas erschienen 2021 auf Netflix.