Großbritannien wird die Europäische Union verlassen – währenddessen planen vier Berliner Universitäten eine Partnerschaft mit der University of Oxford. Was bei der vorgestellten Vereinbarung für Studierende herausspringt, hat sich Leon Holly angeschaut.
Vier Berliner Forschungseinrichtungen, darunter die FU Berlin, haben eine akademische Partnerschaft mit der britischen University of Oxford geschlossen. Seit Anfang 2017 liefen die Gespräche über eine neue Kooperation bereits, im Dezember wurde das Konzept im Rahmen einer gemeinsamen Absichtserklärung vorgestellt: Die Vereinbarung soll in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften neue Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Austausch liefern.
Akademiker*innen, Forscher*innen und Studierenden aus Berlin soll damit die Möglichkeit eines Aufenthalts an der University of Oxford erleichtert werden. Umgekehrt öffnen sich auch den Englischen Kolleg*innen Türen für Partnerschaften und gemeinsame Projekte mit den Berliner Einrichtungen.
Breites Berliner Bündnis
Neben der Freien Universität sind die Humboldt-Universität, die Technische Universität und die Charité Teil des neuen Abkommens. Die Zusammenarbeit ist ein Präzedenzfall – zum ersten Mal kommt es zu einem Zusammenschluss dieser vier Institutionen mit einem ausländischen Partner. Als Chance für die deutschen Einrichtungen gilt, dass die britische Bildungsstätte ihre Expertise in den Bereichen „Wissenstransfer“ und „Fundraising“ teilen kann. Stiftungen aus Deutschland und Großbritannien können außerdem gemeinsam entwickelte Forschungsprojekte finanzieren.
Für den Standort Berlin ist in Zukunft ein Oxford-Berlin-Forschungszentrum geplant – ein entsprechendes „Berliner Haus“ soll zu einem späteren Zeitpunkt in Oxford eingerichtet werden. Die Einrichtung werde Forscher*innen und Studierenden aus allen Fächern offenstehen und bezwecke einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem, neben wissenschaftlichem Austausch und Seminarräumen, auch Wohnräume für kurz- oder langfristige Aufenthalte zur Verfügung stehen, teilte die Freie Universität auf Anfrage von FURIOS mit.
Kooperation wider den Brexit
Die Kooperation der fünf Bildungseinrichtungen materialisiert sich vor dem Hintergrund populistischer Nationalisierungstendenzen im Vereinigten Königreich, aber auch auf dem europäischen Festland. Obwohl Großbritannien die Europäische Union nach dem Brexit-Referendum im vergangenen Jahr voraussichtlich verlassen wird, sind die Universitäten gewillt mit dieser Partnerschaft dagegen zu halten. Abgesehen von dem symbolischen Wert, trägt die neue Vereinbarung bereits handfeste Früchte: Die fünf Universitäten haben für die vier Fächergruppen Medizin, Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, sowie Natur- und Technikwissenschaften ein interdisziplinäres akademisches Workshop-Programm gestartet.
Dort werden Formate und Strukturen der künftigen Zusammenarbeit entwickelt und erste Themen für künftige wissenschaftliche Kooperationen festgelegt. Ob die Partnerschaft konkrete Chancen für zusätzliche Studierendenaustausche zwischen Oxford und Berlin biete, müsse laut der Freien Universität noch im Detail geklärt werden. Auf beiden Seiten sei der Wunsch allerdings groß, weitere Möglichkeiten zu schaffen.