Keine Lust mehr auf U3? Keine Sorge, es gibt Alternativen. Judith Götsch hat drei Verkehrsmittel nach Dahlem für euch getestet.
Jeden Tag U3 und das sechs Semester lang?! Ständig Kurzzüge und Stehplatz zwischen den Achseln meiner Kommiliton*innen – mir reicht’s! Zeit also, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Für drei Tage versuche ich von Kreuzberg aus mit dem Fahrrad, zu Fuß und ausschließlich mit dem Bus zur Uni zu kommen: los geht’s.
Dienstag: Die Bus(tor)tour
Wer schon einmal in den zweifelhaften Genuss einer Reise mit dem M41 gekommen ist, weiß, dass man unbedingt mehr Zeit einplanen sollte, wenn man sich diese (Tor)tour antun möchte. Aber ich versuche es als Chance zu sehen meinen inneren Zen zu üben, als mir der Bus drei Minuten früher als geplant vor der Nase wegfährt. Als der nächste vollgestopfte Fleischtransporter endlich eintrifft, folgt ein kostenloser Saunagang mit integrierten Gleichgewichtsübungen. Am Potsdamer Platz steige ich in den M85 um, der mich in einer gefühlt endlosen halben Stunde quer durch Berlin zur Goerzallee bringt. Dort lässt der allseits bekannte M11 nicht lange auf sich warten und schuckelt mich bis nach Dahlem Dorf. Insgesamt bin ich 80 Minuten unterwegs – einziger Vorteil: Die „Musiker” aus der Bahn sind mir erspart geblieben.
Mittwoch: Barfuß durch Berlin
Das richtige Schuhwerk ist für eine 10 Kilometer Wanderung, wie ich sie vorhabe entscheidend – warum ich Flip-Flops trage, ist mir spätestens nach einer halben Stunde völlig schleierhaft und außerdem drohe ich zu dehydrieren. So muss sich dieser Jesus bei seiner Wüstenwanderung gefühlt haben.
Stoisch folge ich nach einer kurzen Pause der Hauptstraße und gelange so langsam aber sicher Richtung Wilmersdorf, das beständige „Flip Flop“ wirkt schon beinahe meditativ in meinen Ohren. Meine sportliche Herausforderung ist fast gemeistert, als ich den Breitenbachplatz erreiche. Just in diesem Moment stolpere ich, kann einen peinlichen Sturz gerade noch abwenden, aber einer meiner Flip-Flops überlebt diesen tragischen Unfall nicht. So kurz vor dem Etappensieg überlege ich, meinen Weg barfuß weiter zu gehen – Frodo Beutlin hat das schließlich auch geschafft, gebe mich dann aber geschlagen und humpele betrübt in die U3.
Donnerstag: Das große Fahrrad-Fiasko
Nach meinem Marsch kommt mir die geplante Fahrradtour wie ein Klacks vor. Mit einer Dreiviertelstunde Fahrt wäre ich sogar fast genauso schnell wie mit der Bahn – vorausgesetzt natürlich ich verfahre mich nicht. Der Weg bis zum Mehringdamm verläuft problemfrei und ich genieße die Sonne. Möglicherweise trübt noch die gestrige Anstrengung meine Sinne, denn langsam aber sicher kann ich mich nicht mehr orientieren. Ich gerate in eine Gegend Schönebergs, die man gut und gerne als „die schönsten Industriebauten“ beschreiben kann. In einer Seitenstraße dann der große Schreck – ein lauter Knall bringt mich aus der Fassung und ich rausche volle Kanne gegen ein Straßenschild. Es reißt mich von meinem Fahrrad und ich knalle mit ganzer Wucht auf den Asphalt. Mein Stunt sieht wohl so spektakulär aus, dass mir jemand zur Hilfe eilt.
Nachdem ich den Schock überwunden habe, inspiziere ich die Schäden, die die Kollision angerichtet hat. Ich komme mit ein paar Schrammen und blauen Flecken davon, mein Handy hat einen ordentlichen Sprung und das verdammte Straßenschild strahlt intakt. Ernüchtert und mit schmerzenden Gliedern fahre ich trotzdem noch in die Uni. Morgen nehme ich vielleicht doch wieder die U3, wenn ich da falle, dann wenigstens auf meine Mitpendler*innen.