Die Eisblumen

In der Rubrik Wortrausch bieten wir Autor*innen eine Plattform für kreatives Schreiben. Juliania Bumazhnova hat dieses Gedicht im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie verfasst. Es spiegelt den Schock wider, den sie damals empfunden hat: „Ich konnte nicht begreifen, dass eine weltweite Pandemie möglich war. In meinem Gedicht versuche ich, diese Erschütterung einer vermeintlich intakten Welt darzustellen – eine Erschütterung, die sich seitdem leider etliche Male wiederholt hat.”

Foto: Stux (pixabay)


Wer hielt den Wachdienst, als die Sterne die Nacht mit strahlendem Gold beschrifteten?

Schämten sich die Eisblumen nicht, die schutzlosen Hütten zu überfallen?

Sollte Verletzlichkeit nicht von Erbarmen begleitet werden?

Sie drangen in der tiefsten Nacht in das warme Haus ein

Als wir schliefen umwickelten die Eisblumen unsere Knochen und brachten Stillstand

überall.

Sag mir, wie lebt es sich, wenn die Herzen und Uhren innehalten?

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