Sex, Guns and Working Out: Love Lies Bleeding

Love Lies Bleeding ist der zweite Film der britischen Regisseurin Rose Glass und kommt am 13. Juni in die deutschen Kinos. Zwei Frauen verlieben sich und üben Rache an den Patriarchen, die sie klein halten. Paddy Lehleiter hat den Film im Rahmen der 74. Berlinale gesehen und berichtet. 

Foto: Anna Kooris

In den 1980er Jahren arbeitet Lou, gespielt von Kristen Stewart, in einem Fitnessstudio in einer ländlichen Gegend der USA. Eines Tages sieht sie dort Jackie, die neu in der Stadt ist, und bereits nach einem kurzen Gespräch beginnen die beiden eine feurige Beziehung. Jackie lernt Lous Familie kennen und mischt sich in deren gewaltvolle Konflikte ein.

Erfrischenderweise ist die Tatsache, dass es sich bei den Protagonistinnen um ein lesbisches Paar handelt, nicht der Konflikt des Films: Jackie möchte einen Bodybuilding-Wettbewerb in Las Vegas gewinnen, Lou möchte ihre Schwester vor ihrem gewalttätigen Mann beschützen. Beide helfen sich gegenseitig mit mehr oder weniger drastischen Methoden, sich in der männerdominierten Welt durchzusetzen und ihre Träume gemeinsam zu verwirklichen. 

Vom schüchternen Vampir zur lauten Lesbe 

Der Film wurde vor allem von der queeren Community sehnsüchtig erwartet, nachdem sich Kristen Stewart in den letzten Jahren, spätestens seit dem Release der aktuellen Ausgabe des US-amerikanischen Rolling Stone Magazine, als queere Ikone etabliert hat. Auf dem Cover ist sie mit Mullet, Jock Strap und dominatem Gesichtsausdruck ganz als Sinnbild der maskulinen Lesbe, die sie auch in Love Lies Bleeding verkörpert, inszeniert. Nachdem Stewart lange Zeit hauptsächlich für ihre Rolle als Vampir-liebende Bella Swan in der Twilight-Saga bekannt war, bewies sie mit ernsten und anspruchsvollen Rollen in Filmen wie Still Alice und Spencer ihre schauspielerische Tiefe. 

Fotos: Collier Schorr

Gerechtigkeit mit allen Mitteln 

Untermalt mit epischer Musik von Clint Mansell folgen die Zuschauenden Lou und Jackie in eine Welt von heftigen Emotionen, die durch den Wunsch nach Rache gegen die Patriarchen, die den Frauen das Leben zur Hölle machen, geprägt ist. Ohne Klischees kreierte Rose Glass einen Film über die Kraft der Frau und die Kraft der Liebe. Dabei setzt sie sich mit Fragen auseinander wie: „Wie weit darf Frau gehen, um gleichgestellt und ohne Angst vor Gewalt durch Männer ihr Leben zu leben?“. Die Antwort lautet im Film ganz klar: weit. Statt zu bedauern, dass es zu einem nicht enden wollenden Kreislauf von Gewalt kommt, möchte man das Paar gewinnen sehen. Die Antwort auf Gewalt sollte ja eigentlich nicht Gewalt sein, doch beim Schauen dieses Films kann man nicht anders, als zu denken: „Er hat es verdient“.

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