„Wir versuchen, konkret und praktisch zu helfen.”

Die Amnesty International Hochschulgruppe der FU will die globale Menschenrechtslage diskutieren, aber auch lokal tätig werden. Leonard Wunderlich sprach mit Chiara Postinghel, Mitglied der Gruppe, über Probleme und Chancen. 

Studierende der Amnesty-Hochschulgruppe werden auf dem Campus für eine Verbesserung der globalen Menschenrechtslage aktiv. Foto: Chiara Postinghel, Montage: Leonard Wunderlich

Was ist die Amnesty Hochschulgruppe

Wir sind eine Gruppe von Studierenden, die im Sinne und im Namen von Amnesty International handelt, als Hochschulgruppe an der Freien Universität allerdings autonom entscheidet. Ebenso wie unsere Dachorganisation setzen wir uns für globale Menschenrechte ein. Aber wir wollen auch Lücken schließen, die es bei ihr vielleicht gibt. Denn Amnesty International versucht ja, für Menschenrechte einzutreten, ohne innerhalb von Staaten tätig zu werden. Stattdessen wollen sie die Lage verbessern, indem sie Aufmerksamkeit für Menschenrechtsthemen schaffen. Wir hingegen versuchen aber wirklich, konkret lokal und praktisch zu helfen. Und dafür appellieren wir auch an die Studierenden, sich uns anzuschließen. Denn wir müssen mehr werden als die gegenwärtig fünfzehn Leute, die wir sind, um wirklich etwas bewegen zu können.

Wie werdet ihr konkret für Menschenrechte aktiv? 

Durch Aufklärung, Diskussion und Hilfsaktionen. Während wir in den letzten Jahren vor allem an zahlreichen Konferenzen und Veranstaltungen zum Thema Menschenrechte teilgenommen oder sie selbst organisiert haben, wollen wir künftig stärker direkt und praktisch helfen. Wir nehmen uns monatlich jeweils ein Thema vor und versuchen, dann eine entsprechende Aktion durchzuführen. Diesen Winter beispielsweise wollen wir an der FU eine Kleidersammlung durchführen und mit einer Sammelstelle kooperieren, die die Kleidung dann an Bedürftige weitergibt. Wir haben auch vor, Essensausgaben zu organisieren oder vielleicht in Heime reinzuschauen und diese zu unterstützen.

Mal provokant gefragt: Man könnte euch vorhalten, dass ihr als Studierende vom Campus aus nicht wirklich etwas für die Menschenrechte tun könnt; ja sogar, dass ihr als vornehmlich privilegierte Studierende stattdessen nur für euer Gewissen arbeitet. Wie reagierst du auf so eine Kritik?

Da würde ich erstmal zustimmen. Es ist wahr, dass wir privilegierte Studierende sind, die so versuchen zu helfen, wie sie es können und wann es ihnen zeitlich passt. Aber letztendlich geht es darum, dass wir etwas tun. Und häufig sind die Menschen, die eine solche Kritik üben, diejenigen, die selbst ziemlich wenig tun. Für uns ist klar, dass jede Hilfe gut ist, egal wer sie leistet.

Hinsichtlich der Uni fände ich es wichtig, als Amnesty-Gruppe der FU auch gemeinsam auf Demos zu gehen, um dort auf diese Weise dann auch lauter zu sein, als wenn wir vereinzelt hingehen. Wir wollen künftig auch gemeinsam Protestschilder basteln, uns inhaltlich informieren, vielleicht auch Debatten an der gesamten FU über Menschenrechtsthemen führen. Und wir wollen andere Studierende informieren, sodass sie sich dann einer Demo anschließen.

Auf welche Probleme stoßt ihr bei eurer Arbeit bisher?

Uns fehlen zum Beispiel Räume, aber vor allem brauchen wir Studierende. Über die Corona-Zeit und dadurch, dass viele der früheren Mitglieder nicht mehr da sind, haben wir unseren Raum und viel Aufmerksamkeit verloren. Ich glaube, dass viele gar nicht wissen, dass es uns gibt. Wobei wir es durch unser Logo und den Namen, unter dem wir arbeiten, relativ leicht haben, auch bei den lokalen Organisationen in Berlin Anschluss zu finden. Wir bekommen schnell Rückmeldung, und es ist schön, diese Anerkennung zu erfahren.

Worin liegen hingegen eure Stärken als Hochschulgruppe?

Dadurch, dass wir als Gruppe sehr autonom handeln und entscheiden können, hängen die konkreten Aktionen, die wir durchführen, sehr von den Menschen ab, die sich in der Gruppe engagieren. Bei uns sind ganz unterschiedliche Studiengänge vertreten – nicht bloß Politik, sondern auch Mathematik, Informatik, Publizistik und Kommunikationswissenschaften usw. Auch haben unsere Mitglieder ganz unterschiedliche Nationalitäten und verfügen entsprechend über ganz verschiedene Hintergründe und Lebenserfahrungen. Und gerade das ist interessant, weil jeder so mit seinen eigenen Ideen reinkommt. Bei uns findet also ein Austausch ganz unterschiedlicher Positionen unter Studierenden statt – also nicht unter Experten, sondern unter Personen, die alle noch im Prozess des Lernens sind. Und wir versuchen, so unsere gemeinsame Frage zu beantworten, wie wir einen Teil dazu beitragen können, global die Menschenrechte zu verwirklichen.

Autor*in

Leonard Wunderlich

Hat den leisen Verdacht, dass Hochschulpolitik doch irgendwo nicht völlig unwichtig ist.

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