Bald steht er wieder vor der Tür – der Valentinstag. Aber für alle, die sich jetzt schon genervt zwischen Herzchengirlanden und Plastikrosen durch die Geschäfte schieben, hat Emma Mehl drei Buchempfehlungen, in denen es zwar auch um Liebe geht, die aber keine klassischen Liebesromane sind.
Die monogame Hetero-Beziehung wird uns tagtäglich als das Nonplusultra in Sachen erstrebenswerte Lebensinhalte präsentiert. Egal ob im Reality-TV, in Netflix-Serien oder beim Heimat-Besuch bei der Familie („Nein, ich habe keinen Freund und ich will auch keinen”).
Selbst in der eigenen Lieblingsbuchhandlung ist man nicht davor gefeit, sich umgeben von den immergleichen schnulzigen Boy-meets-Girl- oder I-can-save-him-Tropes wiederzufinden. Auch wenn es manchmal nichts Schöneres gibt, als sich in einem problematisch-sexistischen Period-Piece à la Bridgerton zu verlieren: Es ist 2024, und wir wissen mittlerweile, dass es Liebe nicht nur zwischen dem großen, düsteren Schönling und der toughen, witzigen Heldin geben kann. Deswegen sind hier drei Bücher, in denen es um Liebe (und auch um Herzschmerz) geht – aber eben nicht auf die klassische Art.
Dolly Alderton: „Everything I Know About Love”
Dolly Alderton schreibt unterhaltsam und ehrlich über ein Jahrzehnt angesammelter Erfahrungen als junge, weiße Frau in London. Zwischen Wohnungs- und Jobsuche geht sie auf Partys und Dates und versucht irgendwo dazwischen ihren eigenen Weg zu finden. Obwohl sie diese Erfahrungen Anfang der 2000er gemacht hat, sind sie heute nicht weniger aktuell und zeigen die Zeitlosigkeit des Sich-verloren-Fühlens in den Zwanzigern. Zwar beschreibt die Autorin die ein ums andere mal gescheiterten Beziehungsversuche zu Cis Männern, aber am Ende ist „Everything I Know About Love” eine Liebesbekundung an FreundInnenschaften, die auch nicht weibliche Leser*innen zu Tränen rühren kann.
Candice Carty-Williams: „Queenie”
Queenie ist 25, britisch-jamaikanisch und ziemlich lost nach der Trennung von ihrem weißen Freund. Dabei wird ihr Herzschmerz im Roman gar nicht so oft thematisiert. Queenie begibt sich stattdessen in eine Vielzahl an Situationen, bei denen man als Leser*in am liebsten in die Seiten springen würde, um sie von der nächsten Dummheit abzubringen. Carty-Williams schafft es, eine Protagonistin zu inszenieren, die zu dieser einen Freundin wird, die zwar liebenswert ist, aber deren Lebensentscheidungen einen immer ein bisschen baff zurücklassen. So ist man am Ende des Buches zwar ein wenig erschöpft vom Mitfiebern, ob sie vielleicht doch noch die Kurve kriegt, aber man hat auch das Gefühl, ein bisschen weniger allein damit zu sein, manchmal fragwürdige Entscheidungen zu treffen.
Kim de l’Horizon: „Blutbuch”
Die Erzählperson in „Blutbuch” begibt sich auf Spurensuche in die eigene Kindheit und in die Vergangenheiten der Mutter und Großmutter. Während der erste Teil des Romans fragmentarisch und sehr poetisch aus Kindheitserinnerungen erzählt, macht der dynamische Schreibstil spätestens ab dem zweiten Teil, in dem die Erzählperson ihren Schreib- und Rechercheprozess reflektiert, süchtig. De l’Horizon schreibt über die Liebe zwischen Mutter und Kind, Enkelkind und Großmutter, und über Momente, in denen mensch sich nicht geliebt fühlt. Dabei findet de l’Horizon immer wieder Wege, wie man Liebe in Worte fassen kann, wenn sie einem eigentlich fehlen. Nicht umsonst hat „Blutbuch” sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis 2022 gewonnen und lässt einen noch Wochen nach dem Umblättern der letzten Seite nicht los.
Das habe ich gebraucht <3